Die Uhr zeigt 00:13 an, da werfe ich meine Bettdecke fort von mir, ziehe mir meine Einhornpantoffeln über und springe übermotiviert aus dem Bett. Mattis starrt mich mit gerunzelter Stirn an.
»Kommst du?«, frage ich und drehe meinen Zauberstab flink in der Hand umher.
»Will pennen ...«, grummelt er.
»Ausrede nicht akzeptiert«, sage ich in Roboter-Stimme. »Bitte versuchen sie es später noch einmal.«
Mattis ist ein Halbblut, in der Zaubererwelt aufgewachsen. Natürlich versteht er meinen grandiosen Technik-Witz nicht.
Ich rolle mit den Augen. »Komm einfach, wird lustig.«
»Was habt ihr vor?«, hakt er nach.
Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung ... Fällt uns spontan ein.«
»Das wird schief gehen«, meldet sich Teddy von der Seite. »Wehe, wegen euch verliert Hufflepuff nochmal so viele Punkte!«
»Wird es nicht«, sage ich, »weil du auch mitkommen wirst, jetzt, da du wach bist!«
Teddy wehrt sich weniger als Mattis. Sprich, er wehrt sich gar nicht, sondern springt sofort auf, zieht seine Pantoffeln an, und holt seinen Umhang und die Karte des Rumtreibers aus seinem Nachtschränkchen.
Seine Haare werden dunkel und mit einem diabolischen Grinsen kommt er auf mich zu. »Onwards«, sagt er leise.
Jetzt stehen wir beide vor Mattis' Bett und starren ihn vorwurfsvoll an. Und er starrt grimmig zurück.
»Aber warum?«, murrt er.
»Weil«, antwortet Teddy, bevor ich überhaupt Luft holen kann, »wir in Hogwarts sind! Wir sind im fünften Jahr und damit viel zu spät dran! Es ist Zeit, legendär zu werden.«
Das ist fast das gleiche, was ich auch Cornelia vorhin gesagt habe. Offenbar wächst der allgemeine Drang nach Wahnsinn.
Mattis runzelt die Stirn, und schließlich erhebt er sich langsam, sehr langsam, aus seinem Bett, zieht nicht seine Pantoffeln, sondern neongrüne Crocs an und stellt sich äußerst unmotiviert neben uns.
Das mit den Crocs geht auf mich. Ich habe ihm erzählt, sie seien die feinsten Schuhe ever in der Muggelwelt und seitdem behauptet er todernst, er habe Stil. Seit drei Jahren hat niemand ihm die Wahrheit verraten und so wird es auch bleiben.
»Zauberstäbe bereit?«, fragt Teddy und seine Stimme überschlägt sich vor Aufregung.
Ich halte meinen Zauberstab fest in der Hand und drücke mich nah an Teddy, während er den Tarnumhang über uns wirft. Es ist nicht unbedingt praktisch, zu dritt unter einem Stofftuch durch das Schloss zu wandeln, doch muss es klappen.
Die Tür öffnet sich, und Cornelia kommt herein. »Lumos«, sagt sie und leuchtet im fahlen Licht den Raum aus. Wir sind ganz still, unabgesprochen mit der Absicht, sie gleich zu erschrecken, doch lehnt sie sich sogleich locker an den Türrahmen und grinst direkt in unsere Richtung. »Ich sehe eure Pantoffeln, ihr Fashion Queens«, sagt sie und frustriert nimmt Teddy den Tarnumhang von uns herunter.
»Wir sind einfach zu groß«, sagt Mattis. Es wird still und wir sehen alle Teddy an. Eigentlich ist ja nur er zu groß, dieser (gerade) blauhaarige Hufflepuff von Lauch misst beinahe eins neunzig, während Mattis und ich an den eins siebzig herumkratzen.
Er grummelt und drei Sekunden später ist er nur noch ein wenig größer als wir beide.
Mattis schüttelt den Kopf. »Zu groß«, sagt er. »Heute bist du dran mit klein sein.«
Und so nutzen wir Teddys Metamorphmagus-Kräfte dazu aus, dass er als Pimpf von eins fünfzig herumlaufen muss und jetzt mal weiß, wie es ist, wir zu sein.
Unsere Pantoffeln sind immer noch zu sehen, aber das interessiert uns nun reichlich wenig.
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