Konfettikuss

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In einem Gemälde zu sein ist noch abgefuckter, als ich es jemals erdenkt hätte. Cornelia und ich rennen durch das ganze Schloss und brauchen manchmal nur wenige Meter, dann sind wir von einem Turm in den nächsten gelangt. Ich habe absolut keine Orientierung. 

Wir rennen in die Fette Dame vor dem Gryffindor-Gemeinschaftsraum hinein und zerbrechen ihr Sektglas (sie behauptet, es sei ihre Stimme gewesen), wir stoßen ganz viele alte Hexen und Zauberer von ihren Stühlen und dann auf einmal hocken wir im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum. 

»Nicht schlecht«, sagt Cornelia. »Aber blau ist nicht so meine Farbe.«

In der Tat unterscheiden sich die Gemeinschaftsräume von Gryffindor (da waren wir auch kurz drinnen) und Hufflepuff am wenigsten. Ravenclaw ist eher kahl gehalten, mit ganz vielen Tischen. 

»Lass mal nach Slytherin schauen«, schlag ich vor, »und wehe - wehe - wir fallen dort aus dem Gemälde!«

Natürlich fallen wir genau dort aus dem Gemälde. Ein Glück ist gerade Unterricht, aber ein paar wenige Slytherins sind eben doch da. Im Gemeinschaftsraum. 

Laut polternd werfen wir uns hinter ein Sofa aus schwarzem, kalten Leder. Direkt gegenüber hockt nämlich Atlas Zabini. 

Dämlicher Name, wer mich fragt. Und dämlicher Junge noch dazu. Er ist groß und hat reine, dunkle Haut. Seine Augen sind dunkel und intensiv. Immerzu trägt er seine Hogwarts-Uniform perfekt gerade, sein Vertrauensschülerabzeichen über dem Slytherin-Wappen. Seine Cornrows sind auf den Millimeter genau geflochten, da ist Magie im Spiel. Ach und natürlich ist er ein Reinblut, was denn sonst. 

Cornelia sticht mich in die Seite. »Auf drei Rennen wir einfache raus, ja?«, flüstert sie mir zu. 

Ich schüttle den Kopf. »Bessere Idee«, antworte ich, »Weißt du noch den Zauberspruch für Konfetti?«

Und so bleiben wir wenigstens anonym, da niemand mehr etwas sieht. Tatsächlich weiß keiner von uns beiden den Zauberspruch. Simplerweise habe ich einfach »Konfettikuss!«, gerufen und dabei so sehr an Konfetti gedacht, dass aus meinem Zauberstab nichts anderes hätte rauskommen können. 

Atlas Zabini schreit auf, aber wir rennen schon zur Tür und sind außer Reichweite, bevor irgendjemand etwas anstellen kann. 

Wir klatschen uns ab. »Das war geil, gleich nochmal«, keucht Cornelia. 

»Das werdet ihr unterlassen«, sagt eine wohlbekannte Stimme hinter uns. »Miss Crabtree, Mr Bonaventure ...«

»Bonaventura«, verbessere ich Professor Sprout mit der richtigen italienischen Einstellung, doch bringt ihr Blick mich sofort zum Schweigen. 

»Zwanzig Punkte Abzug für Hufflepuff. Und Nachsitzen, eine Woche. Professor Longbottom hat die Suche nach euch schon aufgegeben!« Die Hände in die Hüften gestemmt starrt sie uns an und ich sag dir, diese ach so gemütliche, nette Frau ist auf einmal nicht mehr so harmlos. Verdammt, Hufflepuffs haben's in sich. 

»Äh ...«, sagt Cornelia, »danke...« Und langsam gehen wir rückwärts. 

»Und holen sie bitte Mr Hampstead, mit ihm muss ich auch noch ein Wörtchen reden. Verschwindet einfach aus dem Unterricht und ist nicht einmal bei euch.«

Cornelia und ich sehen uns an. Mattis nicht im Unterricht? Und das ohne uns? 

»Ich werd's ihm ausrichten, danke, Professor.«

»Hört auf, mir zu danken und verschwindet! Macht euch nützlich!«

Also rennen wir den Korridor entlang in Richtung des Hufflepuff-Gemeinschaftsraums. Dieser befindet sich nur unweit von dem der Slytherins - ob das gut oder schlecht ist, tja, das muss jeder für sich selbst entscheiden. 

Mir persönlich war es bis jetzt egal, aber ein wunderbarer Gedanke macht sich in mir breit und kribbelt so sehr, dass ich kurz davor bin, es wortwörtlich auszukotzen.


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