𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 4

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POV Talion

Vier Tage später befanden sich mein Vater und ich auf den Weg zur Grenze unserer Lande. Wir wollten, entgegen aller Vernunft, versuchen, mit dem König der Eiswölfe zu verhandeln. Gleichzeitig wollten wir auch die Lage auskundschaften und einen geeigneten Ort für unser Heerlager finden. Vater hatte kaum Hoffnung, dass die Verhandlungen klappten und so waren wir bereits dabei, unsere Heere zu sammeln.

Meinen Bruder hatten wir in einer Burg zurückgelassen, die zwei Tage von der Grenze entfernt lag. Er hatte sich zwar geweigert und wollte unbedingt mitkommen, aber Vater hatte ihn letzten Endes davon überzeugen können, in der Burg zu bleiben.

Sollten Vater und ich nämlich umkommen, wäre Tias der letzte Erbe unserer Linie und wäre in der Burg in Sicherheit als auf dem Schlachtfeld in Gefahr.

„Worüber denkst du nach, mein Sohn?" Mein Vater ritt neben mir und sah mich fragend an.

„Ich bin nur froh, dass wir Tias in der Burg zurückgelassen haben.", erwiderte ich nach einem kurzen Schweigen.

„Ich auch. Kein Kind sollte so etwas mitansehen müssen." Wir verfielen erneut in Schweigen.

Es war das erste Mal seit langem, dass mein Vater und ich so viel Zeit zusammen verbrachten. Normalerweise musste er sich den ganzen Tag seinen Regierungsgeschäften widmen, sodass nicht so viel Zeit für Tias und mich übrig blieb. Während Tias jedoch relativ viel Freizeit hatte, verbrachte ich den Großteil des Tages damit, in den verschiedensten Künsten unterrichtet zu werden. Meist standen mehrere Stunden Kampf- und Krafttraining an, bevor ich mich strategischen Aufgaben widmen musste.

Ich hatte Tias immer für seine freie Zeit beneidet, die er jedoch meist mit Büchern oder Ausritten verbrachte. Noch eine Sache, die ich nicht verstand. Ich wurde zu all dem gezwungen und Tias machte es freiwillig in seiner Freizeit? Ach, er war ein so viel besserer Herrscher als ich.

Am Morgen des nächsten Tages hatten wir es endlich geschafft: Die Grenze von Allion lag direkt vor uns. Hinter ihr begann das Land der Eiswölfe. Hier wollten wir uns zu den Verhandlungen treffen, doch von den Eiswölfen war keine Spur zu sehen. Es blieb uns nur, zu warten.

Als sie nach einer halben Stunde immer noch nicht da waren, wurde mein Vater zusehends angespannter. Auch ich wurde besorgter. Wurden sie aufgehalten? Oder war etwas anderes der Grund für ihr zu spät kommen?

Einige Zeit später hörten wir, wie sich etwas näherte. Es war leise und klang dennoch wie eine Armee.

Es waren etwa fünfzig große Wölfe, die auf uns zuhielten. Sie schimmerten in unterschiedlichen Blau- und Grautönen. Ein Wolf war größer als die restlichen. Er hatte eine lange Narbe, die sich quer über sein Gesicht zog. Er besaß eine majestätische Ausstrahlung ich wusste sofort, dass es sich bei diesem um ihren Anführer handeln musste.

Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, traten die Eiswölfe bis an die Grenze heran. Auf mich machten sie keinen besonderen Eindruck, während die Krieger hinter uns anscheinend anderer Meinung waren. Ich merkte förmlich, wie sie sich hinter unserem Rücken zusammenkauerten und warf einen strengen Blick nach hinten. Sie waren Krieger und sollten sich gefälligst auch so benehmen!

Zufrieden sah ich, wie sie sich ordentlich formierten. Ihre Angst hatten sie zwar nicht verloren, aber der Respekt gegenüber ihres Prinzen war größer.

Nun fixierte ich mich wieder auf die Eiswölfe. Ihr Anführer war hervorgetreten und musterte uns mit seinen dunklen Wolfsaugen. Sein Blick war abfällig und unterstützte meine Meinung, dass er Krieg gegen uns führen wollte. Ich verstand nicht, wie man Krieg führen wollte. Es entstand so viel Leid. So viele Menschen starben durch die Verbrechen eines Krieges.

Dieser Mann war entweder abgrundtief böse oder einfach nur unendlich grausam.

684 Wörter 


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