Kapitel 12

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Am nächsten Morgen wurde Gabriel von seinem klingendem Handy geweckt. 

Gabriel schaute sich um, fasste sich an den donnernden Kopf und sah Marie neben ihm liegen. Er sprang auf und versuchte sich an letzte Nacht zu erinnern. So betrunken war er doch gar nicht. Sein Handy klingelte zum zweiten Mal und weckte diesmal auch Marie. Marie öffnete die Augen und erschrak als sie Gabriel neben sich sah.
"Sind wir eingepennt?" Fragte er unsicher.
"Sieht so aus," Marie drehte sich im Bett um und schloss die Augen wieder.
Gabriel schaute auf sich runter. Er war angezogen. Das war schon mal gut. 


Das Telefon klingte nun zum dritten Mal und Gabriel stand auf um es zu suchen. 

"Gabe, wo bist du?" Es war Helen, die wahrscheinlich aufwachte und ihn nicht im Zimmer fand.
"Ich, ehmm," er schaute auf Marie und suchte ihren Rat doch sie lag verschlafen im Bett, "ich bin euch allen Gebäck kaufen gegangen."
"Um 6 Uhr Morgens?" Fragte sie mistrauisch.
"Ich wollte dass alles frisch ist," meinte er und lief im Zimmer hin und her.
Helen antwortete nicht. Sie kaufte es ihm wahrscheinlich nicht ab, wusste aber ihr Bruder würde ihr nicht die Wahrheit erzählen.
"Komm schnell zurück," sagte sie von der Geschichte nicht im geringsten überzeugt, "bevor Papa mitkriegt, dass du die halbe Nacht draussen warst."
Gabriel hing auf. Wie konnte er nur eingeschlafen sein? Er hatte doch sonst nie ein Problem seinen Alkohol zu halten. Er hatte auch schon mehr getrunken und ihm ging es dabei besser als gestern Abend. Meistens jedenfalls. 


Vor einigen Monate kamen ihn Luke und Alex in Irland besuchen. Sie verbrachten das Wochenende in Dublin und machten einen Pub-crawl. Gabriel gab an, dass er der einzige wirkliche Ire in der Runde war und trank damit mehr als die anderen Beiden zusammen. Am Ende des Abends mussten ihn Luke und Alex zurück ins Hotel tragen und er hat die Nacht mit dem Kopf in der Kloschüssel verbracht. Er hatte damals wohl das vierfache von gestern getrunken und trotzdem konnte er sich an alles erinnern. Naja, mehr oder weniger.

"Marie," sagte er leise und weckte sie auf. Sie ist inzwischen wieder eingedöst.
Marie öffnete die Augen und schrack wieder auf, als sie Gabriel sah. Als hätte sie das ganze nicht schon vor 5 Minuten erlebt.
"Was tust du hier?" Fragte sie verschlafen.
Gabriel musste lachen, "keine Ahnung."
Marie setzte sich auf und schaute ihn verwirrt an. Ach was war sie gerade niedlich! So verschlafen und verwirrt. Ihr Haar war durcheinander und ihre graue Augen blinzelten ihn vom Licht geblendet an.
"Jedenfalls," er wischte ihr eine Haarsträne lächelnd hinters Ohr, "ich habe meiner Schwester gesagt ich seie Gebäck kaufen gegangen aber mein Geldbeutel ist nicht bei mir."
Marie lehnte sich müde an ihn und nickte.
"Leihst du mir was aus?" Er strich ihr Haar zärtlich zurecht.
"Klar," nickte sie, "ich muss nur den Schrank finden."
Gabriel lachte wieder in sich hinein, "der eine einzige 2 Meter grosse Schrank vor uns?"
"Da ist meine Tasche drinn," sie zeigte auf den Schrank.
Gabriel holte ihr ihre Tasche und half ihr dabei sie aufzumachen.
Sie schob einen Zwanziger in sein Shirt, "das ist für letzte Nacht, Hübscher," scherzte sie und Gabriel lachte wieder.
"Ich will ja nicht angeben, aber ich wäre um einiges mehr Wert als 20 Euro."
"Beweise es," sie hob eine Augsbraue hoch.
"Vieleicht irgendwann mal," lächelte er und gab ihr ein Küsschen auf die Wange.
"Bringst du mir noch ein Glas Wasser bitte?" Bat ihn Marie, "und mach bitte das Fenster auf. Mir ist total übel."
Gabriel gab ihr eine Wasserflasche aus der Minibar und öffnete das Fenster. "Besser?"
Marie schüttelte den Kopf und stolperte zum Fenster um die frische Luft einzuatmen. Gabriel schaute auf die Uhr. 06:15. Er konnte Marie unmöglich so alleine lassen. Er setzte sich wieder aufs Bett und wartete, dass es ihr besser ging. Marie atmete tief ein und aus, trank ab und zu einen Schluck Wasser und streckte wieder ihren Kopf aus dem Fenster. Sie trug eine schwarz-weiss karrierte Pyjamahose und ein weisses Spaghettistraptop. Ihr BH, den sie am Abend zuvor noch anhatte lag auf dem Boden. Wahrscheinlich zog sie ihn zum Schlafen aus.

"Du wirst dich erkälten," meinte Gabriel leise und warf ihr eine Decke um die Schultern.Doch Marie warf sie wieder zu Boden und rannte ins Badezimmer um sich zu übergeben. 

Gabriel nickte vor sich. Wenigstens wird sie sich nun besser fühlen. Und er musste sich beeilen. Er schaute wieder auf die Uhr. 06:25.
"Alles ok?" Rief er ins Badezimmer und suchte wieder nach der Wasserflasche.
"Nein," jammerte Marie im Badezimmer.
"Darf ich reinkommen?" Fragte er vorsichtig als er die Tür öffnete. 

Marie sass noch immer zitternd auf dem Boden und hielt sich das Haar nach hinten.
Gabriel kniete hinter ihr und band ihr Haar sanft in einen Zopf.
"Ich hab dir Wasser gebracht," sagte er mit ruhiger Stimme und stellte die Flasche neben ihr.
"Tut mir leid, dass du das mit ansehen musst," meinte sie heiser.
"Schon gut," lächelte er hinter ihr und gab ihr ein Küsschen auf die Schulter.
Sie lehnte sich in seine Arme hinter sich und schloss die Augen, um sich von der Übelkeit zu erholen.
"Soll ich dir zurück ins Bett helfen?" Fragte er an ihrem Träger des Tops spielend.
Marie nickte.
Gabriel half ihr zuerst ihr Gesicht zu waschen und trocknete sie sanft mit einem Tuch. Fast hätte er ihr angeboten ihr dabei zu helfen in die Dusche zu steigen. Hielt sich jedoch im letzten Moment auf. Zwar war die Situation auf keinen Fall erotisch oder erregend, aber das wäre bestimmt einen Schritt zu weit gewesen. 

Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie Luke ihn in die Dusche geschoben hatte, nach der Nacht in den Dubliner Pubs und wie es ihm geholfen hat sich besser zu fühlen. Er konnte kaum stehen und Luke musste schlussendlich samt Jeans und Turnschuhe mit ihm in der Dusche stehen.

Gabriel legte Marie ins Bett und deckte sie zu.
"Ruf mich an wenn du wach bist," bat er sie doch er wusste nicht, ob sie es noch vor dem Einschlafen gehört hatte.

Er lächelte vor sich hin, fuhr sich durchs Haar und zog sich seinen Hoodie und Jacke an. Als er zur Tür ging, lief er an Maries Schminktasche vorbei, hielt an, grinste und suchte sich einen schwarzen Eyeliner aus. Er ging zur schlafenden Marie zurück, zeichnete ihr einen Schnurrbart an die Oberlippe und schrieb ihr kichernd auf die Stirn "ruf mich an. XOXO, Gabe"  

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" Wo zum Teufel warst du?" Schnauzte Helen Gabriel an als er ins Hotelzimmer zurück kam.
"Tadaaa!" Strahlte er und öffnete die Schachtel Berliner.
"Ich bin nicht blöd, Gabriel," Helen stand mit den Hände auf den Hüften vor ihm, "ich bin in der Nacht aufgewacht und habe dich nicht gesehen."
"Ich habe schlecht geschlafen," zuckte er die Schulter, "bin immer wieder raus." Er nahm einen grossen Bissen von einem der Berliner und bot Helen den Rest an.
"Du stinkst nach Alkohol und Kotze," sagte sie und ging einen Schritt zurück, um ihm nicht zu nahe zu sein.
"Danke," grinste Gabriel und ass den Berliner ungestört weiter.
"Warst du aus? Warst du an einem Ort an dem du eigentlich noch nicht rein darfst?" Fragte sie.
"Helen, ich habe schlecht geschlafen, bin ab und zu raus und nun habe ich Berliner zum Frühstück für euch alle geholt," erklärte Gabriel schmatzend, "bin ein lieber Bruder."Helen konnte sich das Lächeln nicht verkneifen, "lass mir welche übrig," sagte sie und griff in die Schachtel.


Am Frühstückstisch zählte Angelo wieder den Tagesablauf auf, als alle sich über Gabriels frisches Gebäck freuten. Gabriel hat inzwischen geduscht, mit Anne den blöden Streit beseitigt und Helen dazu gebracht zu schwören, dass sie Angelo nicht erzählen würde, dass er in der Nacht draussen war.
"Erzähl auch Anne nichts," bat er sie, " sie wird ein schlechtes Gewissen haben."

Als Helen vom Streit zwischen Gabriel und Anne hörte, ergab seine Story einen Sinn. Vileicht konnte er deswegen nicht schlafen und ging desshalb draussen spatzieren. Vileicht hat er dabei auch was getrunken und roch desshalb nach Alkohol, wer weiss. So ganz sicher war sie sich der Sache nicht aber wo hätte er sonst sein sollen. 

"Gabriel," rief Angelo seinen Sohn zu sich, als alle andere wieder in ihre Zimmer stiegen um sich für die Aufzeichnung fertig zu machen. Er hielt Gabriels Kinn in der Hand und schaute ihm in die Augen. Er sah müde aus und es passte überhaupt nicht zu seinem Morgenmuffel so früh aufzustehen und in der Stadt herum zu irren.
"Was ist los, Grosser?" Fragte ihn Angelo und liess ihn wieder wegschauen.
"Anne und ich haben uns gestern gestritten und ich habe schlecht geshlafen," erzählte er seine Version der Wahrheit.
"Ok," nickte er, "hast du heute schon mit ihr gesprochen."
"Ja," antwortete Gabriel, "alles wieder gut. Blöder Streit."

Angelo sah ihn weiterhin an. Sein Sohn entpuppte sich als überaus loyaler und gutmütiger Freund. Er hoffte Anne würde ihm nicht das Herz brechen. Gabriel versuchte seine neutrale Miene zu halten und seinem Vater weiterhin in die Augen zu schauen. Er sah immer durch ihn hindurch und würde er jetzt seinem Blick weichen, würde er sofort wissen, dass er nicht die ganze Wahrheit sprach.
"Du fährst am Wochenende zu ihr, stimmts?" Versicherte sich Angelo. In den letzten Monate wurden ihre Streitereien immer häufiger und immer ging es darum, dass Anne eifersüchtig wurde. Allmählich hatte Angelo angst, diese Eifersucht würde Gabriel und Anne die Beziehung kosten. Aber Gabriel schaffte es immer wieder sie zu beruhigen, meist in dem er alles liegen liess und zu ihr reiste.          
"Jou," nickte Gabriel und hoffte sein Vater würde ihn damit gehen lassen. Er war ein schlechter Lügner, vorallem was seinen Vater anging.
Angelo klopfte seinem Sohn auf die Schultern: "versuch nicht übers telefon mit ihr zu streiten," riet er ihm, "das macht jeden kleinen Streit nur schlimmer."
Gabriel nickte und sie stiegen beide die Treppen hoch. 

Geschafft! Dachte sich Gabriel. Wenn er Angelo von der Story überzeugen konnte, dann konnte er sie allen andrehen.


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